Die in der Schweiz lebende Belgierin Anouk Claes hat eine besondere Art, ihre Patienten zu behandeln. Sie ist eine Sehende mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, und ihre Gaben setzt sie ein um zu helfen. Die Hilfesuchenden, die sie aufsuchen, werden weder klassisch psychiatrisch, noch mit herkömmlichen psychologischen Methoden behandelt. Man könnte sagen, Anouk Claes ist ein Medium. Sie sieht es den Leuten an, wo ihr Problem liegt. Zumindest bekommt sie es nach einer kurzen Unterhaltung heraus. Und später sogar noch das Problem, was hinter dem Vordergründigen liegt. Ihre Erfahrungen legt die Psychologin und Autorin in mehreren Büchern dar: Im vorliegenden Buch “Durchsichtig – Hellsichtigkeit und wie Sie am besten damit umgehen” präsentiert Anouk Claes dem Leser eine Auswahl an Fällen aus ihrer Behandlungserfahrung. Die Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis sind sehr vielgestaltig in ihrer Symptomatik. So leiden nicht alle Patienten am selben Muster – vielmehr kann ein bestimmtes Problem einen Kranken sehr belasten; ein anderer hingegen kann einen bunten Mix von verschiedenen Problemen (=Symptomen) mit sich herumschleppen. Dieses ganze Sammelsurium an möglichen Fällen legt die Autorin in 20 fiktiven Behandlungs-Geschichten dar. Anouk Claes, die auch mit anerkannten Psychiatern zusammenarbeitet, gibt ihren Klienten eigentlich ganz einfache Übungen mit auf den Nachhauseweg. Sie sollen nicht länger Gefühle verdrängen, seien sie positiv oder negativ. Sie sollen sich ihren Ängsten stellen. Sie sollen spüren, dass entweder ihr Ego oder ihr Geist mehr Beschäftigung oder Zuwendung braucht. Dabei betont die Autorin immer wieder außersinnliche Wahrnehmungen als Quelle verschiedener Symptome: geistige Verschmelzungen mit der Umwelt, Kommunikation mit Verstorbenen oder Geistwesen, telepathische Fähigkeiten oder Einblicke in andere Welten. Dies sieht sie nicht als krankhaft an, sondern bestärkt ihre Patienten, diese Fähigkeiten zu erspüren, auszubauen und kontrollieren zu lernen. Viele der außersinnlichen Symptome kennt Anouk Claes aus eigener Erfahrung seit ihrer Kindheit; sie hat einen Weg gefunden, damit umzugehen. Ein wichtiges Hilfsmittel ihrer Behandlung ist die Arbeit mit Gefühlen. Oft ist es gerade die Unterdrückung von Gefühlen – jahrelang, jahrzehntelang – die zum Ausbruch einer krankhaften Störung führt. Anouk Claes leitet ihre Patienten darin an wieder Trauer, Hass und Wut zu spüren; oder aber genauso auch Liebe und Glück; zu spüren, dass man Zuwendung braucht oder eine Herausforderung – sei es eher auf der Handlungsbasis des Ego oder der des Geistes. Mit ihrem Buch stellt die Autorin eine gänzlich andere Therapiemöglichkeit von Psychosen vor. Keine Stigmatisierung, keine Zwangsbehandlung, (fast) keine Medikamente, keine Hospitalisierung. Dafür ein einfühlsames Erspüren des Kerns der Symptomatik – in fairen, respektvollen begleitenden Therapiestunden. Im Folgenden eine kleine Übersicht, welche Heilungsansätze Anouk Claes für bestimmte Symptome ansieht: Stimmen: Verdrängte negative Gedanken und Gefühle suchen sich einen Weg ins Bewußtsein. Es kommt darauf an, solche Emotionen wie Wut, Hass und Trauer bewußt zu spüren und zuzulassen. Geistige Bedrohung durch andere Menschen: Einsamkeit führt dazu, dass sich die Verbundenheit mit anderen Menschen auf diese (krankhafte) Art äußert. Das Ego braucht Zuwendung, man soll Kontakte knüpfen. Und man soll keine Angst haben vor anderen, denn die meisten Menschen können bewußt keinen geistigen Kontakt herstellen. Auch beim Gefühl des Beobachtetwerdens ist der Grund oft ein unterfordertes Ego. Weltverbesserungsideen: Sie entspringen einer unterdrückten Wut, einem unterdrückten Ego. Wichtig ist, wieder die Wut in sich zu spüren und zuzulassen. Es kommt darauf an, mehr an sich und seine Bedürfnisse zu denken. Bedrohung und Verschwörung “wie im Film”: Der Betroffene sollte bewußt diese Szenarien untersuchen, am besten mit Anleitung, und erkennen: unsere Realität sieht anders aus! Veränderte Wahrnehmung: Grund ist die Flucht vor unerträglichen Ängsten in den Geist. Es kommt darauf an, die eigene Angst besser kennenzulernen. Man darf sie nicht bekämpfen, man muss mit ihr leben lernen! Botschaften über Zeitung und Fernsehen / Mission: Ursache ist eine große Einsamkeit. Man braucht Zuwendung und eine Aufgabe. Wenn man schon nicht mit realen Personen kommunizieren kann, dann schadet es auch nicht, sich mit selbst erschaffenen Geistwesen zu unterhalten und in Verbindung zu bleiben. Mission, die Welt zu retten / auf “Befehle” warten: Ursache kann eine starke außersinnliche Wahrnehmung sein. Er oder sie hat “es” sich erschaffen, weil ihm oder ihr dieses fehlte. Oft gab es in der Kindheit frühe telepathische Fähigkeiten; eine intensive geistige Verbindung zu einer anderen Person. Es kommt darauf an, diese Person wieder zu finden oder eine ähnlich intensive geistige Verbindung zu einem Menschen aufzubauen. Übersteigerte Wahrnehmung von Farben / Gerüchen / Gegenständen / Menschen: Die Tür zur außersinnlichen Wahrnehmung wurde geöffnet (z.B. durch Drogen o.ä.) und geht nicht wieder zu. Die geistige Verbindung zu den Dingen ist angsteinflößend. Man sollte diese Wahrnehmungen kontrollieren lernen; durch Konzentrationsübungen lernen, aus der geistigen Verbindung auch wieder auszusteigen, wann immer man es will. Der Glauben bestimmt die geistigen Bilder. Ein veränderter Glaube führt auch zu veränderten geistigen Bildern und Wahrnehmungen. Religiöser Wahn / “Messias”: Zu starker Druck im Beruf z.B. beraubt den Menschen seiner Möglichkeit, seine Liebe zu leben und für andere da zu sein. Man sollte Raum schaffen für das Weitergeben von Liebe, sich bewußt mit Religion und Kirche im realen Leben beschäftigen, evtl. auch in Urlaub und Freizeit. “Film”-Gefühl: Das Verhältnis von Geist und Ego ist nicht ausgeglichen. Bei jedem Menschen ist die gesunde Balance eine andere. Hier sollte der Geist mehr gefordert weren. Anspruchsvolle Probleme lösen oder knifflige und schwierige Computerspiele spielen, wären eine Art des Ausgleichs und der Heilung. Anouk Claes bestärkt ihre Patienten in der positiven Sicht auf ihre Wahrnehmungsfähigkeiten. Diese besonderen Fähigkeiten werden bei ihr nicht pathologisiert und unterdrückt, sondern gestaltet und Möglichkeiten gesucht, dass diese Wahrnehmungen nicht übermächtig und angsteinflößend sind. Dabei lehnt sie in Fällen, wo erst einmal eine Therapiefähigkeit hergestellt werden muss, den Einsatz von Medikamenten nicht grundsätzlich ab. Einziger Kritikpunkt: Sie klärt ihre Patienten nicht darüber auf, dass der Rest der Welt sie als krank einstuft. Dass ein Arzt womöglich die Diagnose Schizophrenie stellen würde. Damit nimmt sie den Patienten andere Einsichtsmöglichkeiten in ihre Symptomatik. Es ist verständlich: Viele Betroffene würden die Behandlung sofort abbrechen und beleidigt von dannen ziehen. Das große Plus ihrer Behandlungart: Die Patienten werden nicht aus ihren gewohnten Beziehungen, ihrer beruflichen Tätigkeit herausgerissen; nicht wochenlang ins Krankenhaus verfrachtet, wo meistens nur über Medikamente geredet wird. Und nicht über die eigentlichen Probleme. Viele ihrer Patienten lernen, mit ihren Wahrnehmungen umzugehen und können weiter in Beruf und Gesellschaft funktionieren. Eine Rezension von Bodo Bodenstein www.pahaschi.de
Anouk Claes / Karin Kastner: DURCHSICHTIG – Hellsichtigkeit und wie Sie am besten damit umgehen
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