Ärzte, nehmt Haloperidol!
Erstellt von Bodo am 25. Dezember 2012 – 09:20 -
Überall wird von praxisnaher Ausbildung gesprochen. Gerade angehende Psychiater müssen in Ihrer Facharzt-Ausbildung Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten kennen. Gerade bei Neuroleptika.
Um sich besser in ihre Patienten einfühlen zu können, wird vorgeschlagen, das Standard-Medikament der Psychiatrie selbst zu testen: Haloperidol! Nur kurze 3 Wochen lang. An der Kantinenkasse gibt es dann für jeden eine Probierpackung zum Mitnehmen.
Viele selbsternannte Patienten-Fürsprecher lehnen ja den Einsatz dieses hochwirksamen und unverzichtbaren Medikaments ab. Sie argumentieren in ihrer Ideologie mit den ständig gleichen Phrasen. Hier ein Einblick in ihre krankhaften, paranoiden Wahnsysteme:
- Bei meiner Einweisung in die Geschlossene sagte ich in meinem Irresein zu dem Pfleger, der meine Personaldaten aufnahm, dass ich ihn kennen würde und er mich auch kennen müsse. Klar, dass er mich nicht ernst nahm. Ein paar Tage später jedoch – ich stand unter starker Haldoleinwirkung, litt unter kaum auszuhaltender Todesangst und teilweise Halluzinationen - sprach er mich spöttisch daraufhin an: "Na, kennst Du mich jetzt immer noch...?" (Marie)
- Deshalb ist eine Langzeittherapie mit klassischen Neuroleptika wie Haldol nach meiner Meinung unter den Möglichkeiten die inzwischen moderne Pharmaprodukten bieten eigentlich heute ein ärztlicher Kunstfehler. (Ron)
- Bekam damals eine Überdosis Haldol, ich konnte dadurch nicht mehr reden und alles war verkrampft. Der auslöser war bei mir starker Streß und persönliche Konflikte, sowie ein "Partner" der gefühlsmäßig eiskalt war. (Manou)
- Zu den Tabletten: Nach Haldol, Risperdal 6 mg, Nebenwirkungen gigantisch. Nachher Zyprexa 10 mg- verhinderte bei mir die Rückfälle nicht, da ich immer stressige Jobs hatte. Dann Nipolept 50 mg - ist ein gutes Medikament, nur sollte man sich vorallem als Mann klar sein, dass sexuell wenig geht, sogar bei Mindestdosis 50 mg. (Alexander)
- Ich bin der Überzeugung, dass ich ohne dieses Zeug wesentlich mehr Energie und Lebenskraft hätte, aber wie gesagt, ohne geht es auch nicht. Das ist die Wahl zwischen Regen und Traufe. Z.Zt. nehme ich Solian (2 x 200 mg täglich); ich habe noch einige motorische Unruhe durch das Haldol, das ich in der Klinik bekommen habe. Nächste Woche will ich wieder anfangen zu arbeiten, es ist eine Tütenklebe-Arbeit, bin mal gespannt, wie das wird, zumal ich mich auch in meinen psychotischen Tagen dort aufgeführt habe. (Frederick)
- Im Spiegel stand nun vor kurzem, VIELE Krankenkassen zahlen die MODERNEN Schizo-Medikamente nicht, ruinieren die Gesundheit der Patienten mit Haldol e.t.c. wo man lebenslange Schäden kriegt und ständig wieder in der Psychiatrie stationär landet. (Barbara)
- Erwache langsam aus meiner Amnesie, bemerke aber erst nach 2 Wochen in einem kurzen hellen Moment, dass ich die ganze Zeit unter einer Käseglocke war. Danach wieder Pillen und ab unter die Käseglocke. Medikamente werden umgestellt. Kein Haldol und kein Tavor mehr. Danach kann ich mich besser bewegen, nicht mehr so mechanisch. Alle sind ganz nett zu mir, ich mache aber auch keinen Ärger, was ein Glück. Hey, alle Fenster der Station sind vergittert und zum Rausgehen muß man Bescheid geben. Die Stationstür ist verschlossen. Nicht jeder darf. Das Stationsgebäude ist innen und außen das schäbigste auf dem ganzen Klinikgelände. Alle hier drin haben ne Macke. (Markus)
- Von den sogenannnten hochpotenten Medikamenten wie Haldol oder Leponex halte ich persönlich wenig, weil sie meines Erachtens zu rigoros sind und die Leute in willenlose Zombies verwandeln. (MfG)
- Ich dachte, erst zur untersuchung. Doch es war eine stationäre Aufnahme, nochdazu in die Geschlossene. Obwohl ich ganz friedlich war. Man verabreichte mir Truxal und Haldol und die ersten Tage war ich bewegungsunfähig. Die menschen dort kamen mir alle verrückter als ich selber war, vor und ich dachte, ich befinde mich im falschen Film a la "Einer flog über das Kuckucksnest") Meine Füße waren wie Blei und ich konnte in den folgenden Tagen nur schwerlich normale Bewegungsabläufe meistern. (Sabine)
- Auf der anderen Seite des Zauns wurde ich dann von einem Pfleger in den Schwitzkasten genommen und an mein Intensivbett fixiert. Ich wurde später nochmals fixiert, weil man glaubte, ich wollte im Speisesaal mit Eiern werfen. Auch ich bekam Haldol und lief herum wie ein amerikanischer Sheriff bei einem Duell. Ich brauche vielen von Euch nicht Weiteres zu erzählen. Ihr wißt, was dort alles so geschieht. (Erwin)
- In der Psychiatrie wurde mir nicht wirklich geholfen. Wurde voll gepumpt mit Medikamenten Haldol, Levompromazin, Zyprexa, Akineton, Neurocil und Tavor und stand völlig neben mir, wurde ans Bett fixiert weil ich einen Rückfall in der Psychiatrie hatte, man kommt sich vor wie der letzte Dreck. (Saskia)
- Das führte mich dann 6 Wochen lang auf die geschl. Station einer Klapse. Dort wurden mit Haldol meine Gedanken wieder in normale Bereiche medikamentiert. Danach machten mir starke Minus-Symptome (kein Antrieb, keine Interessen, Gefühllosigkeit, Gedankenlosigkeit) und eine Sitzunruhe (Zeldox) zu schaffen. (Manuel)
- Ich war mehrmals bei niedergelassenen Psychiatern gewesen, die mir alle Medikamente mitgaben, die ich aber nicht nehmen wollte – das Haldol hatte ich in unguter Erinnerung behalten, obwohl es das Toben damals abgestellt hatte. Eine Krankheitseinsicht hatte ich zu der Zeit nicht. (Martin)
- Die darauffolgenden Tage wurde ich mit Haldol so vollgepumpt, daß ich mich kaum noch bewegen und nur noch sehr undeutlich sprechen konnte. Ich wurde im wahrsten Sinne des Wortes ruhiggestellt. Die Behandlung führte dazu, daß ich von einer exzessiven Euphorie in totale Verzweiflung verfiel. Ich hatte zu überhaupt nichts mehr Lust, es schien, als wäre jede Energie aus meinem Körper entzogen. (Christoph)
- Eine Woche geschlossene, 3 mal für längere Zeit offene Abteilung, mit allem, was sich da so abspielt ..., ihr wisst, wovon ich spreche. Grauenhafte Bewusstseinszustände aller Art, auch das kennt ihr ... Haldol, Risperdal, und wie sie alle heißen, jedenfalls 3 verschiedene, plus diverse Antidepressiva, plus Schlafmittel und ein Zeug, glaube es hieß Akineton, gegen den durch die anderen Medikamente zombieartigen körperlichen Bewegungsablauf. Gestrandet in einer unauthentischen Scheinwelt, leeres roboterartiges Dahinvegetieren, unendliche Gedankenmühlen. Konnte nie positive Zusammenhänge zwischen Medikamentengabe und Befinden erkennen, außer dass beim vierten Neuroleptikum (Zyprexa) endlich die schlimmsten und permanenten Suizidgedanken nachließen. (Bettina)
Wie gesagt, diese Aussagen kann man nur richtig einschätzen, wenn man bedenkt: Diese Menschen sind schwer krank. Sie verwechseln die Symptome ihrer Krankheit mit den Nebenwirkungen eines soliden Arzneimittels. Nicht umsonst ist Haloperidol das erste Mittel der Wahl, um hypersensible Menschen auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen.
Wir Ärzte haben bei der Einnahme des Mittels nichts zu befürchten. Haloperidol beeinflusst nur die psychotische Gedankenwelt von Schizophrenen. Also: keine Psychose, keine Nebenwirkungen! Jeder Arzt kann selber an sich testen: Wo kein Wahn ist, kann auch keiner verstärkt werden. Wo keine Ängste sind, können die nicht größer werden.
Interessant sind manche körperliche Reaktionen, die man später (bei einer Bewerbung), als Praxis-Referenz in seinem Lebenslauf anführen kann: Ein ungehemmter Bewegungsdrang, der die Teilnehmer der Studie die Krankenhausflure rauf und runter laufen lässt. Aber keine Bange! Das lässt schnell nach.
Nach spätestens zwei Wochen liegt man entspannt auf dem Sofa und starrt zur Decke hoch. Das schadet der Zimmerdecke nicht im Geringsten. Wenn man anfängt zu frieren, sorgen leichte Muskelvibrationen für die Einhaltung der Betriebstemperatur. Sie können das Personal auch um eine Fixierung bitten. Damit Sie vor Zittern nicht aus dem Bett fallen.
Falls es doch mal zu einem bedauerlichen Suizid kommen sollte, war unser junger Arzt vielleicht auch psychisch krank? Oder die Dosis war zu gering. Unter den erprobten Klinikbedingungen kann ruhig mal die doppelte der empfohlenen Tagesdosis gegeben werden. Unser bewährtes Fachpersonal ist ständig griffbereit. Einmal Rufen genügt.
Schon nach drei Wochen erkennen Sie: Alles halb so schlimm! Ihre Arztausbildung wird um eine Erfahrung reicher sein und Sie werden Ihr Fachgebiet mit ganz anderen Augen sehen ... Viel Erfolg bei Ihren Bewerbungen!
Der anschließende Kuraufenthalt in einer Klinik ihrer Wahl wird von Janssen-Cilag finanziert. Beschäftigungstherapie und Bezugspfleger-Gespräche inklusive. Dafür erwartet die Pharmafirma ein kleines Entgegenkommen: Auf ihrer Facebook-Seite können Sie dann anklicken: Haloperidol - "Gefällt mir!" ...
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