Hallo Bodo, „Armer, armer! Nun so schwarz. Und so arg verbrannt!" „Toni, aufwachen..." Eindringlich spreche ich auf den Patienten ein. Zwei Krankenschwestern bewegen sich geschäftig im Aufwachraum der Klinik. „Sprechen Sie weiter mit ihm, er müsste schon längst aufgewacht sein", ermuntert mich eine von ihnen. Toni ist am frühen Morgen mit dem Verdacht auf Mund-Krebs operiert worden. Er leidet an einem Down-Syndrom. Die Nacht haben wir gemeinsam in seinem Krankenzimmer verbracht. Weil die Ärzte befürchteten, er könnte vor der Operation Flüssigkeiten zu sich nehmen, habe ich auf ihn aufgepasst. Toni und ich durchlebten eine schlaflose Nacht. Immer, wenn mir die Augen vor Müdigkeit zufielen, sprang er aus seinem Bett und lief zum Wasserkran oder zum Klobecken. Ich stellte mich ihm entgegen und fing ihn mit beiden Armen auf. Das Wohnheim, in dem Toni lebt, hatte mich gewarnt, dass er nachts unruhig umherläuft, aber so schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt. Doch langsam ging die Nacht vorüber und der Morgen brach an. Abends zuvor auf der Fahrt zum Krankenhaus blätterte ich bei jedem Halt vor einer Ampel im Magazin „Der Spiegel". Das Titelblatt erregte mich. Vor giftgrünen Hintergrund war das Gesicht einer schreienden Frau abgebildet. In grellen Farben stand darauf: „Die hysterische Republik, Rinderwahn und Nazi-Angst: Zwischen Verharmlosung und Übertreibung". Die Frau auf dem Titelblatt war ich. Atemlos überflog ich die Titelgeschichte: „Natürlich, das ist meine Geschichte." Wenige Tage zuvor hatte ich an Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Brief mit alarmierenden Inhalt geschrieben. Er beginnt mit den Worten: „ ... ich schreibe Ihnen diesen Brief aus großer Angst. Ich bin tief beunruhigt über das, was sich in Deutschland ereignet und bitte sie um Hilfe gegen den neuen und den alten Nationalismus..." Jetzt war mir schlagartig klar, dass ein Unbekannter meinen Brief der Spiegel-Redaktion zugesteckt hatte. Sie hatte daraus die Titelgeschichte verfasst. Ich war sehr krank. Aus Ahnung, dass etwas Unbegreifliches in mir vorging, hatte ich ebenfalls vor wenigen Tagen an das Vormundschaftsgericht geschrieben und gebeten, mich aus dem Betreuungsverhältnis mit Toni zu befreien. Der Richter entsprach meinem Wunsch, es fand sich aber auf die Schnelle keine Nachfolgerin für mich. Deshalb erlebten Toni und ich diese aufwühlende Nacht. Die Ereignisse, von denen ich erzähle, liegen mehr als zwei Jahre zurück. Ich erinnere mich an sie wie durch einen Schleier. Heute bin ich von meiner Psychose befreit. Wie durch ein Wunder wachte ich eines Morgens auf und wusste, dass vieles, woran ich geglaubt hatte, Wahn war. Ich sah mich in unserem Garten um. „Dies ist die Wirklichkeit", sagte ich mir, „der Walnussbaum, der braune Zaun. Halte dich fest an sie." Gleichzeitig brach in mir eine Welt zusammen. Sie hatte Monate lang mein Gemüt bewegt. Äußerst lebendige Wahrnehmungen und Gedanken hatten mich gefangen genommen und zu geistigen und körperlichen Hochleistungen angetrieben. In dieser Zeit glich unser Wohnzimmer einem Lesesaal, in dem überall verstreut Bücher, Zeitungen, Schallplatten, Fotos, Briefe und Plakate lagen. Ich hatte mich in diese Dinge vertieft und über sie Kontakt zu übersinnlichen Personen aufgenommen. Jetzt breitete sich Leere in mir aus. Die wahnhafte Realität verblasste. Zugleich wurden Begegnungen mit Menschen, ja mein Leben selbst unbedeutend und gehaltlos. Davon später mehr. In meiner Psychose erlebte ich mich zunächst angsterfüllt. Dann gab ich meiner Angst einen Namen: Der Verfassungsschutz verfolgte mich. Später meinte ich, mir sei ein Job zugetragen worden. Ich hatte nicht nur eine Aufgabe bekommen, sondern arbeitete mit Wissenschaftlern zusammen an einem Projekt, mit dem wir die Menschheit verbessern wollten und das einen Nobelpreis erhalten würde. In der Euphorie, die mich erfasste, griff ich nach Büchern, die ich während meines Studiums gelesen hatte. In den ersten Wochen las ich mit lauter Stimme in Hegels „Herrschaft und Knechtschaft". Mein Mann schlief und ich war allein mit meinem „Gegenüber". Ich las ihm langsam, Wort für Wort nach einem Sinn suchend, vor. Die schwierigen philosophischen Sätze hatten mit mir zu tun. Sie beschrieben mein Ich, das sich immer mehr von mir entfremdete und in alle Himmelsrichtungen verflüchtigte. In diesen einsamen Stunden ging mir ein Licht auf über die Situation, in der sich Hegel beim Verfassen der Phänomenologie des Geistes befand: Die Truppen von Napoleon standen vor den Toren Jenas und Hegel empfand beim Schreiben Todesangst. Auch ich hatte Todesangst. Diese Angst vor etwas Unfasslichem, was mich wie eine fremde Gestalt bedrohte, ließ mich an Heidegger denken. Er lehrt, dass der Mensch in der Angst vor dem Nichts seine eigenen Seinsmöglichkeiten erfährt, die er entweder ergreifen oder verfehlen kann. Erst im Schlag verflüchtigte sich Gefühl der Bedrohung wieder. Mein Ehemann hat unter meiner Krankheit sehr gelitten. Er ist Lehrer und hat den Vormittag und frühen Nachmittag in seiner Schule verbracht. Vieles, was ich tat, bekam er nicht mit. In der ersten Zeit befremdeten ihn meine seltsam anmutenden Bewegungen. Ich saß auf einem Stuhl und dehnte meinen Oberkörper bis kurz über den Boden. Sekundenlang verharrte ich in dieser Haltung. Oder ich stieg auf die Fußspitzen, streckte mich steif zur Decke und zeichnete dabei mit der Stirn die Linien eines Äskulap-Stabes nach. „Was hat das zu bedeuten", rief er empört. „Ich werde von unsichtbaren Strahlen bewegt. Das ist eine hochmoderne Technik", gab ich zur Antwort. Für mich bestand kein Zweifel, dass es diese Macht wirklich gab. Anfangs suchte ich Schutz bei ihm. Ich bat ihn, mit mir das Haus zu verlassen, um der Kontrolle der Kameras und Mikrophone zu entkommen. Meiner Angst, dass der Verfassungsschutz aus meinem Computer Texte herauszogen und in der Öffentlichkeit verbreitet hat, begegnete er mit Unverständnis. So entfernte ich mich innerlich von ihm. Bald führte ich nur noch Monologe oder laute Gespräche mit meinem Forscherteam. Im „Spiegel" las ich eine Geschichte, in der mein bisheriges „kreatives" Leben bis in die intimsten Details beschrieben war: „Als Gegenmodell zum Kreativen entwerfen Sie den depressiven Menschen, der morgens nicht aufstehen will und stundenlang durch die Fernsehprogramme zappt ... Wobei das kein Gegensatz sei muss – man steht morgens ungern auf ... und legt dann irgendwann los (mit dem Schreiben), bis der Dunkelkammer-Effekt eintritt." Dies war - von Kleinigkeiten abgesehen - eine Beschreibung meiner Lebensweise. Beschrieben war, wie ich mich morgens schon in allen Fernsehprogrammen umsah, wenn es draußen hinter dem Wohnzimmerfenster noch dunkel war. Die Kameras beobachteten mich und zeichneten jede meiner Handlungen auf. Dann las ich weiter: „Ich war, glaube ich, eher ein still spielendes Kind ... Ich habe Geschichten für die Familie geschrieben, kleine Geschenke, der Text als Selbstgebasteltes. Mit 14, 15 waren es dann Kriminal-Storys, ausgetüftelte Fälle. Dann gab es eine Phase, da bin ich nachts aufgestanden und habe geschrieben – es mussten unbedingt Sonette sein. Es war eine Herausforderung, diese Form zu knacken. Am Ende hatte ich 50 Gedichte, grauenhaft epigonales Zeug." Und weiter: „Zwischendurch kommen dann diese Phasen der Unlust und des tiefen Bereuens. Man wacht auf und stellt fest: eine einzige Sackgasse das Ganze." Ich hatte in der Vergangenheit diese Geschichten geschrieben. Eine biografische Erzählung, sie heißt „Kinderszenen", hatte ich meiner Schwester geschenkt, eine andere Erzählung handelte von einem Kriminalfall. An „Elegien" hatte ich mich auch versucht und aus Rilkes Neunter Elegie zitiert. Es gab in meiner Sammlung auch Briefe, die ich geschrieben und nachts voller Reue wieder verworfen hatte. Alle Erzählungen und Briefe waren in meinem PC gespeichert oder lagen ausgedruckt im Wohnzimmerschrank. Nun war ich mir gewiss, dass der Verfassungsschutz in unserer Wohnung gewesen war. Er hatte meine persönlichen Dokumente gestohlen, sie gelesen und ein anderer hatte sich darüber im Spiegel ausgebreitet. Alle Leser wussten jetzt über mich Bescheid. Der Artikel schloss mit einer Drohung: „(Dem kreativen Menschen) geht es um den vollen Einsatz, bei dem die Gesundheit, die soziale Sicherheit, die geistige Integrität aufs Spiel gesetzt werden. Ob sich das Ganze gelohnt hat, weiß man erst hinterher, wenn man längst tot ist." Das war eine Todesdrohung. So in Angst getrieben, rief ich erregt früh morgens in der Redaktion einer großen Tageszeitung an und erkläre, ich würde verfolgt. Der Journalist am Telefon wies mich mit Bestimmtheit zurück. Dies ereignete sich im November und Dezember. Am 23. Dezember telefonierte ich mit meiner Mutter. „Wenn wir nicht Zuhause ankommen, ruf bitte die X.-Zeitung an", sagte ich zu ihr. „Sprech mit Herrn K. Der weiß über alles Bescheid." Ich ahnte, wir würden auf der Fahrt verunglücken. Inzwischen hatte ich etwas getan, was mich in einen Zwiespalt von Schuldgefühlen und Rechthaberei stürzte. Ich hatte in einem Brief an den Journalisten der X-Zeitung zwei Personen des öffentlichen Lebens verleumdet. Mit der einen verband ich Gedanken, die mit Nietzsches Lehre vom Nihilismus zu tun hatten. Die andere Person brachte ich mit einem Staatsanwalt in Zusammenhang. Da ich mich getrieben fühlte, an der Aufklärung der Spendenaffäre mitwirken zu müssen, belastete ich beide schwer. Als die akuten Krankheits-Symptome abgeklungen waren, gestand mir mein Mann, er hätte die Briefe an den Journalisten gar nicht abgeschickt. Mir fiel nach Monaten der Pein ein Stein vom Herzen. Erst diese Nachricht befreite mich allmählich von meinen Schuldgefühlen. Weihnachten und Silvester verbrachten mein Mann und ich bei meiner Familie. Vergeblich bemühte sich meine Mutter, mir meine Einbildungen auszureden. Für die Besorgnisse der anderen hatte ich kaum einen Sinn. Ich war versponnen in meiner eigenen Gedankenwelt und erreichte doch nach außen, so etwas wie Normalität vorzuspielen. Silvester gingen meine Mutter, mein Mann und ich in die Oper und wir hörten die Carmina Burana von Carl Orff. Während der Vorstellung verfolgte ich den Text mit den Augen. Besonders der Gesang des gebratenen Schwans und des Chores berührte mich tief. Die Musik drang ungefiltert auf mich ein und ich erlebte das Leiden des Schwans unmittelbar mit. Der gebratene Schwan sang:
„Einst schwamm ich auf den Seen umher,
Armer, armer!
Es dreht und wendet mich der Koch.
Armer, armer!
Jetzt liege ich auf der Schüssel
Armer, armer! An einem Tag im Januar las ich in der Zeitung einen Artikel mit dem Titel „Die Dunkle Evolution". Darin war beschrieben, wie ich mit meiner Familie Silvester gefeiert hatte und von einer „Verschwörungstheorie" war die Rede. Bis ins kleinste Detail erkannte ich mich wieder. „Silvester mit Freunden verbracht? Familie? War schön? Na, dann. Kann man ja so weitermachen. Ein neues Jahr! Man steht mit Freunden unter Fremden, starrt auf den Nachthimmel und hofft, dass alles besser wird. Man versucht, zwischen dem Funkenregen des Feuerwerks den Sirius zu entdecken. Natürlich vergeblich ..." Dann wird eine seltsame Begegnung zwischen mir und einem Unbekannten geschildert: „Aber ein Text fehlt noch, einen musst du noch schreiben, sonst ...", sagte er. `Welchen Text?` `Diesen!` `Wie soll ich ihn nennen?` `Die dunkle Evolution.` `Ich werde es tun`, sagte ich zitternd. `Eben`, meinte er, beugte sich nach unten, zu seinem Koffer. Er holte ein in Plastik eingeschweißtes Buch heraus. R.A. Wilson. `Das Lexikon der Verschwörungstheorien`. `Hier`, sagte er, `hier ist das Buch für das neue Jahrtausend, das brauchst du.` ..." Die verschlüsselten Worte und Anspielungen beunruhigten mich zutiefst. Gab es dieses Buch bereits, oder musste ich es erst schreiben? Ich verstand den Sinn der Worte nicht, wusste aber, dass ich seit langem in eine Verschwörung verwickelt war. Je verworrener und irrealer die Wirklichkeit um mich war, umso verworrener wurden auch meine Gedanken. In einer n-tv-Studio-Diskussion stand im Mittelpunkt das Thema Embryonen-Forschung. Zu Beginn der Sendung zitierte der Moderator aus einem Brief, den ich in meinen PC getippt hatte. Die Studiogäste nahmen gleich zu Beginn der Sendung Kontakt mit mir auf und sprachen zu mir. Der Gedanke, Embryos zu töten, löste in mir Verzweiflung aus. Ich rief meinen verstorbenen Philosophieprofessor laut um Hilfe. Daraufhin schwächte einer der Studiogäste, ein Mitarbeiter der Max-Planck-Gesellschaft, seine harte Haltung ab. Er wollte mich beschwichtigen und in seine Augen traten aus Mitgefühl mit mir Tränen. Von nun an war er der Mensch, nach dem ich mich sehnte, den ich heiraten wollte. Er war mein Chef und Leiter der Forschungsgruppe, mit der ich zusammenarbeitete. Meinen Mann quälte ich über Wochen mit seiner Existenz. „Ruf bitte bei ihm in München an", sagte ich immer wieder. Dr. M. kennt mich. Ich arbeite für ihn." Im Frühjahr schrieb ich den Gesang des sterbenden Schwans in meinen PC, um mich mit meinen unsichtbaren Freunden darüber auszutauschen. Inzwischen standen mir ja gute Menschen gegenüber. Wieder schrieb ich einen Brief an einen Journalisten. Er hatte die Überschrift „Eine fast schon unsichtbare Geschichte." „Lieber Herr B., es ist der Schwan, dass ich hoffe, mein PC befindet sich jetzt in guten Händen. Auf dieses winzige `Zeichen` vertraue ich und benutze deshalb wieder meinen PC. Scheinbar geht der Austausch von Informationen auch ohne Internet-Anschluss. Sonst habe ich gestern viele freundliche Worte von vielen Journalisten vernommen – von Ulrich Wickert genauso wie von dem guten alten Mann von „Kontraste" (ich weiß jetzt leider seinen Namen nicht). Auch hat es gestern in Köln geschneit und viele haben sich mit mir darüber gefreut. Nicht nur das Morgenmagazin, auch die Journalistinnen und Journalisten von n-tv. Wissen sie was? Gestern hat auf dem Frankfurter Hauptbahnhof eine Lok einen Rammbock überfahren und gestern sah ich in Ulrich Wickerts Bericht über den heutigen Besuch des ukrainischen Staatspräsidenten Demonstranten in Kiew. Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert beginnt mit düsteren Glockenschlägen. Ich kann das auf dem Klavier spielen. Es könnte sein, dass er die Glocken von Kiew lautmalerisch komponiert hat. Aber ich will jetzt nicht anfangen zu spinnen, wenngleich die Nähe zu so viel Irrationalem die Nerven wirklich in Sphären dehnt, die etwa Wahnsinniges erahnen lassen. Manchmal muss man sich so strapazieren, sonst würde man auch seelisch keinen Sinn für den Gesang des „gebratenen Schwans" entwickeln können. Sie haben das in ihrem Fernsehbericht gut empfunden." Der Brief geht noch weiter. In dem Fernsehbericht, von dem in dem Brief die Rede ist, war ein schwarzer Überlebender eines Konzentrationslagers portraitiert worden. In seiner Nähe sah man auf einem See einen weißen Schwan schwimmen. Ich habe diesen Schwan als ein Zeichen für das Überleben gedeutet. Der gebratene Schwan war für mich auch ein Sinnbild für die Rinder, die zu dieser Zeit Land auf und Land ab zu Tausenden wegen der BSE-Seuche verbrannt wurden. Bei den Bildern der Kadaver im Fernsehen, empfand ich mit den Tieren das gleiche Mitgefühl, wie in der Oper mit dem gebratenen Schwan. Toni hatte seinen Krankenhausaufenthalt gut überstanden. Das Geschwür in seinem Mund war harmlos gewesen. Schon nach wenigen Tagen durfte er die Klinik verlassen. Bei meinen Besuchen im Heim erregte von nun an Angelika mein Interesse. Meist saß sie allein im Aufenthaltsraum in einer Ecke und rauchte. Die anderen geistig und körperlich behinderten Heimbewohner ignorierten sie. Ihr Betreuer beklagte sich bei mir, sie sei psychisch krank und gehöre nicht hierher. Er warf ihr vor, sich ihm gegenüber anzüglich zu verhalten. Weil sie mir leid tat, suchte ich ihre Nähe. Schon bald fand ich heraus, dass sie in ihren Betreuer verliebt ist. Auch ich liebte einen fremden Mann und erhoffte mir von ihm zärtliche Zeichen. Angelikas seelische Verfassung, ihre ständige Gereiztheit und Außenseiterstellung im Heim beflügelten meine erotischen Phantasien und ich identifizierte mich mehr und mehr mit ihr. Eines Tages vernahm ich, dass ihre jüngere Schwester Andrea in einem Heim im Bergischen Land gestorben sei. Das tragische Ereignis weckte Erinnerungen an den Tod meines Vaters, mit dem ich mich in jenen Tagen innig beschäftigte. Ich war überzeugt, dass man sich mit seinen verstorbenen Angehörigen versöhnen muss, um weiterleben zu können. Zu meiner Empörung wollte Angelika nicht zu der Beerdigung ihrer Schwester gehen. Sie hatte sie mehrere Jahre im Heim nicht mehr besucht und wollte auch von ihrem Tod nichts wissen. Ich mischte mich in Angelikas persönlichste Angelegenheiten ein. An einem Samstag Mittag lud ich sie in mein Auto und wir besuchten gemeinsam die Familiengruft. Sie war für die Beisetzung der Urne schon geöffnet worden. Angelika wehrte sich vergeblich, mich zu begleiten, aber einem Gespräch über ihre Schwester wich sie aus. Begeistert von der Idee in geheimem Auftrag Recherchen durchzuführen, forschte ich tiefer in Angelikas Familiengeschichte. Dabei hatte ich eine befremdende Begegnung mit ihrem Vater. Bei einem unangemeldeten Besuch erzählte mir der verwahrloste Mann, er habe Andrea als kleines Mädchen wie eine Wärmflasche an sich gedrückt. Ich legte diese Handlung als Missbrauch des Kindes aus. Der Vater erzählte mir bereitwillig von der schweren Geburt des Mädchens. Ihr kleines Gesicht sei blau angelaufen gewesen. Später litt sie an epileptischen Anfällen und konnte nicht gehen. Sie hat ihr ganzes Leben in Heimen verbracht. Ich recherchierte unermüdlich weiter, immer im Bewusstsein, dass meine unsichtbaren Begleiter mir zusehen. Während ich vor meiner Erkrankung das Haus nur selten verlassen hatte, fuhr ich jetzt fast täglich mit dem Auto los. Eines Tages machte ich mich auf den Weg ins Bergische Land. Ich wollte das Heim kennen lernen, in dem Angelikas Schwester verstorben war und die Umstände ihres Todes in Erfahrung bringen. Auf der Fahrt schaltete ich den Kassetten-Rekorder ein und hörte das Violinen-Konzert in E-Moll von Mendelssohn-Bartholdy. Das Konzert gespielt von dem London Philharmonia Orchestra und Sir Yehudi Menuhin rührte mich zu Tränen. Sie mischten sich mit Gedanken, die mich seit langem schon bewegten. Ich glaubte ein Kinderlied zu hören, gespielt von einem gütigen hingebungsvollen und wissenden Vater. Mir schien diese musikalische Welt, in der der Vater eine liebende Autorität verkörperte, versunken. Sie war mit dem ersten und vor allem mit der Barbarei des zweiten Weltkriegs untergegangen. Mir war in diesen Tagen ein liebevoller Brief von meiner verstorbenen Oma an ihren Vater in die Hände gefallen, in dem ebenfalls diese Zeit noch einmal heraufbeschwört wurde. Auf der Fahrt durch das Bergische Land trauerte ich um diese verlorene Zeit und um den wunderbaren jüdischen Komponisten der mit seinem sphärischen Violinenkonzert aus einer untergegangenen Welt zu mir sprach. Aufgelöst erreichte ich das Heim. Verschwommen erinnere ich mich an Einzelheiten, das Aussehen der Flure, das Gespräch mit den Heim-Mitarbeiterinnen. Ich durfte einen Blick in das Zimmer werfen, in dem das dreizehnjährige Mädchen einsam gestorben war. Eines erschütterte mich am meisten. Ich erfuhr, dass die Schwester von Angelika in ihrem Leben kein einziges Wort gesprochen hat. Die beiden Frauen gaben mir auf meine Fragen bereitwillig Auskunft, obwohl ich keine Angehörige war. Sie haben nicht bemerkt, wie krank ich war. Meine Freundschaft zu Angelika führte mich eines Tages in die Praxis einer Psychoanalytikerin. Ich begleitete Angelika in der Erwartung, dass die Ärztin sie therapieren würde. Die Ärztin erklärte sich dazu bereit für den Fall, dass Angelika freiwillig kommt und gab ihr einen neuen Termin. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Das Heim stellte Angelika vor die Alternative, entweder in ein anderes Heim zu wechseln oder eine Tagesklinik aufzusuchen. Ich drängte sie, die Hilfe der Psychoanalytikerin anzunehmen und fand mich zur rechten Zeit im Wohnheim ein, um sie abzuholen. Angelika weigerte sich, mit mir zu gehen. Ich war außer mir und schrie, Angelika sei von ihrem Vater vergewaltigt worden. Sie hätte in mir den einzigen Menschen, der sich ihrer annimmt. Die Mitarbeiterinnen verwiesen mich entsetzt aus dem Haus. Tage später erhielt ich die Nachricht, das Heim nicht mehr betreten zu dürfen. Beim Abschied hatte ich Toni flüchtig einen Kuss geben können. Das war meine letzte Begegnung mit ihm. Bis heute weiß ich nicht, was aus ihm geworden ist, ja nicht einmal, ob er noch am Leben ist. Nachdem ich aus dem Heim verwiesen worden war, fuhr ich allein zu der Psychoanalytikerin. Ich erzählte ihr von dem Vorfall und bat sie, Angelika auch ohne ihre Zustimmung zu therapieren. Während des Gesprächs weinte ich bitterlich und achtete immerzu auf ein Bild an der Wand, hinter dem ich ein Mikrophon vermutete. „Auf Wiedersehen", sagte die Analytikerin beim Abschied, und mit Nachdruck „auf Wiedersehen". Sie hatte bemerkt, dass ich dringend Hilfe benötigte. Wochen später holte sich mein Mann bei der Ärztin Rat. Er wusste nicht mehr, was er mit mir anfangen sollte. Sie erinnerte sich an mich und riet ihm, mit mir das Früherkennungs- und Therapiezentrum der Universitätsklinik aufzusuchen. Um deutlich zu machen, in welche Gefahren ich mich selbst und andere brachte, will ich von einem anderen Ereignis berichten. Mit meinem Mann machte ich einen Spaziergang durch die Kölner Altstadt. Inmitten der Menschenmenge hüpfte ich auf den Wegen, sprach in abgebrochenen Sätzen laut vor mich hin, kicherte und führte seltsam exstatische Bewegungen mit meinem Körper aus. Mein Mann schämte sich für mich und ließ mich immer wieder hinter sich stehen. Von weitem lauschte ich mit einem Mal der Musik, die vom Germanischen Museum zu uns herüber drang. Mein Mann folgte mir. Die Musik war ein geheimes Zeichen von Dr. M. an mich. Er deutete mir damit an, dass er mich bald heiraten würde. Zuhause hatte ich inzwischen alle Balkonkästen mit Vergissmeinnicht bepflanzt und mich auf einen Abschied von meinem Mann vorbereitet. Nun postierte ich mich wie eine Statue vor die Musiker. Ein Paar, das an uns vorbei ging, schaute mich befremdet an. Ich war euphorisch. Auf dem Weg zum Auto schlug ich plötzlich den Weg mitten auf die Straße ein. Ich rannte geradewegs auf ein Auto zu, bog im letzten Moment zur Seite ein und erreichte unverletzt den Bürgersteig. Mein Mann war außer sich und schrie, ich solle herkommen. Statt ihm zu folgen, rannte ich wieder kreuz und quer über die Straße. Dies ereignete sich in der Nähe des Kölner Doms. Die Straße war zu dieser Zeit nur wenig befahren. Sonst ist sie eine der Hauptverkehrsadern durch Köln. Damals hatte ich das Gefühl, in mir sei ein Motor, der mich vor der Gefahr davonrennen lässt. Ich lachte über mich voll Übermut und es gelang meinen Mann nur schwer, mich ins Auto zu ziehen. An einem meiner Krankheitstage verlangte ich von meiner Mutter und meinem Mann, in die Senne zu fahren. Die Landschaft berührte mich sehr. Ich bildete mir ein, hier habe sich die biblische Sintflut ereignet. Das Kalkgestein galt mir als Beweis für die unzähligen Toten, die die Flut hinterlassen hatte. Außerdem hatte ich vor kurzem in einem Fernsehfilm von furchtbaren Grausamkeiten erfahren, die sich im zweiten Weltkrieg hier ereignet hatten. Russische Kriegsgefangene waren von Deutschen verhöhnt und zu Tode gequält worden. Wir fuhren mit dem Auto durch die sandige Sennelandschaft. Bei einem kleinen Heidebahnhof, der auch in dem Filmbeitrag gezeigt worden war, stieg ich aus. Ich ging auf das Gebäude zu und küsste seine Wände. Im Gestrüpp neben dem Bahnhof erahnte ich die Bahngleise, die im Krieg an der Baracke vorbei geführt haben mussten. Tausende von Gefangenen waren hier her deportiert worden und mussten in der Umgebung Fronarbeit leisten, bis sie an Hunger oder den Schlägen ihrer Peiniger starben. Ich suchte in der Senne nach ihren Spuren. Schließlich gelangten wir in Schloss Holte-Stukenbrock auf einen Soldentenfriedhof. Der Friedhof war menschenleer und es regnete leise. Hier in der Nähe hat sich das Lager Stalag 326 befunden. Ein Gedenkstein erinnert an die Verstorbenen. Seit der Einrichtung des Lagers im Mai 1941 bis zur Befreiung 1945 haben rund 300 000 Gefangene dieses Lager durchlaufen. Zehntausende starben an den Folgen von Kräfteschwund und Auszehrung. Betroffen schrieb ich tags darauf an den Erzbischof von Paderborn einen Brief. Ich wusste, er war vor kurzem von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt worden und gratulierte ihn dafür. Inständig bat ich ihn um Aussöhnung mit den Kriegsgefangenen und ihren Angehörigen. Inzwischen war in mir der Wunsch erwacht, ihn zu seiner Kardinalsweihe zu begleiten. Am 21. Februar 2001 flog ich mit einer Sondermaschine nach Rom. Im Flugzeug hoffte ich, meinen Geliebten zu treffen und war bitter enttäuscht, als er nicht da war. Vor meinem Sitz entdeckte ich eine Tageszeitung. Darin fand ich zu meiner großen Überraschung einen Artikel über das Lager Stukenbrock. Das Lager nehme in der Erinnerung der Nachfahren russischer Gefangener den Stellenwert von Ausschwitz ein, hieß es darin. Seine Bedeutung sei nach Ansicht des Stiftungsdirektors der Gedenkstätte Buchenwald, Prof. Dr. Volkhard Knigge, bislang unterschätzt worden. Demnächst würde eine Dauerausstellung eingerichtet. Ich las den Artikel als eine Reaktion auf meinen Brief an den Erzbischof. Wir waren in der Nacht abgeflogen und erreichten gegen sieben Uhr Rom. Während des Flugs faszinierte mich das Schauspiel der aufgehenden Morgensonne. Nach und nach färbte sich der Horizont in die Farben des Regenbogens. Ich deutete dieses Geschehen als Zeichen Gottes, der den Regenbogen im Alten Testament als „Zeichen des ewigen Bundes" bezeichnet hatte. Auf dem Petersplatz in Rom fühlte ich mich so einsam wie noch nie in meinem Leben. Offensichtlich hatte ich eine Probe zu bestehen und musste auf eine Begegnung mit meinem Freund noch warten. Das eindrucksvolle Zeremoniell der Kardinalsweihe, die „concistoro per la creazione die nuovi cardinali", erlebte ich wie in Trance. Der Petersplatz war voll mit Menschen, die sich in vielen Sprachen unterhielten. Auf dem Podium vor dem Petersdom saßen in zwei Reihen die rot gekleideten Kardinäle und neben ihnen Gäste aus allen Herren Ländern. Sie alle warteten auf das Erscheinen des Papstes. Während der Feier, den Gesprächen zwischen „la schola" und „il Santo Padre" bewunderte ich alles, was mich feierlich umgab, den Papst, die Kardinäle, die wunderschöne Architektur des Petersplatzes. Am meisten berührte mich wieder die Musik. Ich war mit einer Gruppen Schützen angereist und durfte später bei einem persönlichen Empfang des Kardinals dabei sein. Ich hielt mich aber im Hintergrund. Nachmittags nahm ich schlafwandlerisch an einer Stadtrundfahrt durch Rom teil. Ich erinnere mich, in der Nähe des Kolosseums mit dem Reiseleiter eine Tasse Kaffee getrunken zu haben. Während der Rückfahrt zum Flughafen bewunderte ich in der untergehenden Abendsonne die malerische italienische Landschaft, in die wir hineinfuhren. Das Blau des Himmels entzückte mich. Zurück in Deutschland bemerkte ich auf einem Fernseher im Flughafen zwei Moderatoren von n-tv. Sie lachten über mich. Wie von einem Schutzengel begleitet, kam ich in der Nacht unversehrt zu Hause bei meiner Mutter an. Ich hatte den rauhen Wind der Senne und die russischen Kriegsgefangenen mit nach Rom genommen, vielleicht, damit sie vom Papst gesegnet würden. Meine Krankheit dauerte noch Wochen an. Schließlich sprachen Stimmen aus mir heraus und ich unterhielt mich mit ihnen. Einer gab ich den Namen „Karl August". Sie war eine böse Stimme und sprach Worte aus, die nicht zu meinem Wortschatz gehörten. Es waren Worte, die mein Vater benutzt hatte, wenn er erregt war. In mir entstand der Eindruck, die geheimsten Gedanken in meinem Kopf würden abgehört, nicht nur die bewussten auch die vorbewussten, die aus meinem Unterbewusstsein kamen. Ich fühlte mich hilflos, ungeschützt und durchschaut und verlor meine Integrität. Während dieser Zeit wandelte sich auch mein Gegenüber. Es ereignete sich eine Art Metamorphose mit ihm. Plötzlich sprach anstelle meines geliebten hochberühmten Wissenschaftlers ein Angestellter eines Arbeitsamtes mit mir. Meine Enttäuschung über den Verlust war grenzenlos. Mir wurde mitgeteilt, dass ich gar nicht an einem wissenschaftlichen Projekt mitgearbeitet hatte, das den Nobelpreis verdiente. Ich war lediglich einem Test vom Arbeitsamt ausgesetzt gewesen. Dann wieder war es der Wissenschaftler, der zu mir sprach, und den ich geliebt hatte. Er warf mir vor, seine Habilitation verdorben zu haben, weil ich nur mit alten Büchern, die längst verstaubt waren und niemanden mehr interessierten, gearbeitet hatte. Auch sei ich eine ordinäre Person, unwürdig für ihn gearbeitet zu haben. „Du hast mir mein Leben zerstört", klagte er mich an. „Du hast versagt." „Wer spricht?" – „Ich spreche." – „Nein, ich spreche." – „Wir sprechen beide." – So ging es stundenlang. Dann weinte ich mit ihm, weil ich sein Leben zerstört hatte. Meine Mutter erschrak, als sie einmal Zeuge dieser unheimlichen Gespräche war und mir eine Stimme die Telefonnummer meines Freundes in die Feder diktierte. Bald konnte ich die Stimmen nicht mehr ertragen. Zum Glück war dies der Höhepunkt meiner Krise. Beinahe wäre ich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Aber mein Mann hatte trotz dringender Mahnung meiner Schwester mit mir Nachsehen. Stattdessen forderte er mich auf, ihn in das Früherkennungszentrum für Psychosen in die Universitätsklinik zu begleiten. Ich weigerte mich zunächst, ihm zu folgen. Nicht ich sei krank, sondern er, gab ich zu verstehen. Nur, weil ich mir einredete, mein Mann begebe sich in eine Therapie, ging ich schließlich mit. Die Ärztin erkannte sofort meine Krankheit. Sie überwies mich in die Institutsambulanz, wo ich medizinisch und therapeutisch behandelt wurde. Nach den ersten Behandlungen klangen die Symptome meiner Psychose ab. Heute geht es mir wieder gut. Ich habe mein Realitätsbewusstsein und - was das Wichtigste ist - mein Urteilsvermögen wiedergefunden. Aber ich habe lange warten müssen, bis ich wieder eine Bedeutung in meinem Leben sah. An die Stelle meiner früheren Euphorie ist lange Zeit Leere getreten. Ich fühlte mich tief befremdet über das, was mit mir geschehen war und was ich getan hatte. Meine Antriebslosigkeit wurde jeden Tag stärker. Ich folgte dem Rat meiner Therapeutin, behutsam mit mir umzugehen, denn die Wahnvorstellungen durften auf keinen Fall wiederkehren. Ich schonte meinen Geist und schlief sehr viel. Innere Konflikte lebte ich in meinen Träumen aus. Weil ich in Köln fast keinen Menschen kannte, erlebte ich nichts. Anregungen erhielt ich lediglich von meiner Therapeutin und indem ich am Beruf meines Mannes teilnahm oder mit meiner Mutter telefonierte. Mein Mann verhielt sich fürsorglich. Er brachte großes Verständnis für mich auf und sprach immer wieder mit mir über das Gewesene. Er sah die Ursache für meine Erkrankung in meiner schweren Kindheit und Jugend. Weniger überzeugte ihn meine Auffassung, dass mich Arbeitslosigkeit und Isolation krank gemacht haben. Ich erinnerte ihn deshalb daran, dass ich mich vor meiner Erkrankung sehr einsam gefühlt habe.
Um überhaupt etwas zu haben, worüber ich nachdenken konnte, sah ich bald wieder fern. Dabei lernte ich, meine Eindrücke ohne wahnhaftes Empfinden zu ordnen und realitätsnah zu denken. In der Universitätsklinik fiel mir eines Tages eine Meldung des Beruflichen Trainingszentrums Köln auf. Es stellte sich vor als eine Einrichtung der beruflichen Rehabilitation von Menschen, die unter den Folgen einer psychischen Erkrankung leiden und bot unter anderem Plätze im so genannten „individuellen Trainingsbereich" an, der für alle Berufe, also auch für akademische, offen stand. Ich wollte wieder unter Menschen kommen und arbeiten. Plötzlich sah ich eine Chance, einen Ausweg aus meiner bisherigen Lebensweise zu finden. Die Einrichtung nahm mich auf. Innerhalb von zehn Monaten wurde ich ein anderer Mensch. Ich verwandelte mich von einem ängstlichen Menschen, der glaubte, anderen unangenehm aufzufallen, in ein selbstbewusstes und zufriedenes Wesen. Im Kontakt mit den anderen lebte ich förmlich auf. Mein Leben erhielt wieder eine feste Tagesstruktur. Die Aufgaben, die mir gestellt wurden, forderten mich. Ich gewann wieder Selbstvertrauen und erhielt Anerkennung. Von großer Bedeutung waren die Praktika, die ich während meiner Trainingsmaßnahme absolvieren konnte. Die Praktikumsleiter versicherten, dass ich die Qualifikation besitze, wieder in meinem erlernten Beruf zu arbeiten. Ihre Beurteilungen erfüllen mich mit Zuversicht. Dennoch werde ich etwas in die Zukunft mit hinübernehmen, was wie eine Hypothek auf mir lastet: meine schwere psychische Erkrankung. Diese Geschichte ist ein Versuch, das Erscheinungsbild dieser rätselhaften Krankheit in einigen Grundzügen aufzuklären.
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