In wenigen Wochen jährt sich der 200. Geburtstag von Heinrich Hoffmann, der in seiner Vaterstadt Frankfurt am Main mit vielen Veranstaltungen und Ausstellungen im diesjährigen “Hoffmann-Sommer 2009″ gefeiert wird. Viele werden sich jetzt sicher fragen: Heinrich Hoffmann – Wer war das denn? Er war ein Frankfurter Armen- und Kinderarzt, der später Psychiater wurde (damals sagte man noch “Irrenarzt”) und der sich mit großem Engagement für die Verbesserung der Behandlungsbedingungen der psychisch Kranken einsetzte. Durch seinen Einsatz entstand im Frankfurter Norden 1864 das erste moderne psychiatrische Krankenhaus, großzügig entworfen und mit getrennten Bereichen für unterschiedliche Krankheitsbilder – vom Volksmund wegen seines gotischen Baustils “Irrenschloss” genannt, und Dr. Hoffmann selbst war langjähriger Direktor dieser Klinik. In den 1920er Jahren, lange nach Hoffmanns Tod, musste das Krankenhaus auf dem Affenstein wegen vermehrter Unzulänglichkeiten aufgegeben werden und wurde abgerissen. Auf dem Areal entstand 1928 die Zentrale des IG-Farben-Konzerns, der in der NS-Zeit maßgebliche Verantwortung an der Ermordung von Millionen jüdischer Mitmenschen trug (Stichwort: Zyklon-B). Nach dem Krieg beanspruchte die amerikanische Militärverwaltung das gewaltige IG-Farben-Haus und machte es zum Hauptquartier der US-Streitkräfte in Deutschland unter General Eisenhower. Das deutsche Grundgesetz wurde in diesem Gebäude “in Auftrag gegeben” und ebenso wurde auch hier die Einführung der neuen Währung – der D-Mark – verkündet. Ab dem Jahr 2001 gehört es zum Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Alles in allem, ein Stoff für viele Geschichten ... (Quellen: Wikipedia) Doch diejenige Geschichten, die der junge Arzt Heinrich Hoffmann 1844 für seinen dreijährigen Sohn geschrieben hat, dürften jedermann bekannt sein: Es ist der “Struwwelpeter”! Wer kennt sie nicht, die Geschichten vom fliegenden Robert, vom Suppenkaspar oder vom Zappelphilipp, vom Hans-Guck-in-die-Luft und von Paulinchen, die mit dem Feuerzeug spielt und am Ende verbrennt (Doch Minz und Maunz, die Katzen, erheben ihre Tatzen und drohen mit den Pfoten: “Die Mutter hat’s verboten!”) Heutzutage gibt es einige Stimmen, die den “Struwwelpeter” als ungeeignet für Kinder ansehen und die “brutale Pädagogik” des Dr. Hoffmann am liebsten aus den Kinderstuben verbannt sehen wollen. Doch die Kinder, damals wie heute, lieben diese ungewöhnlichen, fast magischen Geschichten – zumal, wenn sie wundervoll zeichnerisch oder musikalisch illustriert sind. Das ist ein Phänomen, das sich das moderne Erziehungswesen bis heute nicht erklären kann. Vielleicht brauchen ja kleine Kinder keine “Kuschelpädagogik auf Augenhöhe”, sondern müssen die Autorität der Eltern, der Gesellschaft und der Moral spüren, damit aus ihnen gesunde und reife Erwachsene werden.
Siehe auch: Wer sich für den Lebensweg von Heinrich Hoffmann und sein Schaffen interessiert, dem empfehle ich einen Besuch im Struwwelpeter-Museum in Frankfurt am Main oder eine kleine Google-Recherche zu den Stichwörtern “Heinrich Hoffmann” oder “Struwwelpeter”. Übrigens: Träger des Struwwelpeter-Museums ist die frankfurter werkgemeinschaft e.V. – ein Sozialwerk für psychisch erkrankte und behinderte Menschen. Viele Mai-Grüße, Euer Bodo
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