Schon hatte ich befürchtet, der Oktober-Artikel dieses Blogs wird wohl diesmal ausfallen - wegen Bodennebel in der Birne -, da las ich vorhin auf www.mut-zum-anderssein.de folgenden Artikel: Es ging um die Frage der echten psychologischen Behandlung einer psychischen Erkrankung im Gegensatz zur bloßen Symptomunterdrückung, das die meisten Ärzte praktizieren: nämlich nur Medikamente verordnen. Der Autor stellte die These auf, das Ideale Selbst des Kranken, in der Psychose und Manie um Größenordnungen erhöht, und auf Verletzungen in der Kindheit beruhend, verbaut dem Kranken eine realistische Sicht auf die eigene Person. Es komme darauf an, diese Idealvorstellung von sich zu erkennen und kritisch zu hinterfragen: Bin ich wirklich ein großes Genie, dass eine allumfassende Lebenstheorie entwerfen kann (obwohl ich nur 5 Bücher im Regal zu stehen habe)? Kann ich sämtliche Sprachen der Welt verstehen und sprechen (obwohl manche Leute mein Sächsisch kaum verstehen)? Kann ich ein höchst kompliziertes Universalprogramm am Computer programmieren (obwohl ich nur ein einfacher Autodidakt bin und die Sprache "C" schon zu hoch für mich ist)? Bin ich der größte Heiler Deutschlands (obwohl ich nur eine Selbsthilfegruppe in der Kleinstadt leite)? Kann ich alle Menschen glücklich machen (obwohl ich doch selbst unglücklich bin)? Bin ich wirklich der Retter der Welt (obwohl meine eigene Welt das reinste Chaos ist)? Wenn man erkennt, so der Autor, dass das Ideale Selbst eine Illusion ist, kommt das Wahre Selbst zum Vorschein und eine Heilung der Erkrankung ist möglich. Wenn man wieder an die eigenen Bedürfnisse denkt und nicht an die Rettung der Welt, kommt man in der Genesung schon einen großen Schritt voran. Dann kann man sich sagen: "Ich brauche Ordnung. Ich brauche Liebe. Ich brauche Zuwendung. Ich brauche Geld. Ich brauche einen Job. Ich brauche Kollegen." So denkt der normale Mensch. Für ihn ist die Beglückung der Welt mit irgendeinem Quatsch ohne Bedeutung. Er denkt an sein eigenes Fortkommen. Und das schon seit Kindesbeinen an. Sein Ethik-Gen ist allerdings schon seit der Schulzeit verkümmert: als ohne Gewissenbisse abgeschrieben wurde, um eine bessere Note zu ergattern; als tatenlos zugesehen wird, wie schwächere Schüler gemobbt werden, um nicht selber Zielscheibe zu werden; als gnadenlos auswendig gelernt wird, obwohl man nicht die Bohne kapiert hat. So täuscht und trickst sich der Normalo durchs Leben. Wenn man auf Kosten anderer dicke Kohle verdienen kann, kommt man nicht in die Psychiatrie. Nein, dann kommt man ins Fernsehen! Wenn man mit einer cleveren Geschäftsidee Millionen verdienen kann, ist man das gesellschaftliche Vorbild schlechthin! Wenn man seine Nächsten tüchtig zur Sau machen kann, wird man nicht etwa fixiert. Nein, dann wird man Konzern-Manager! So läuft das ab, wenn man normal ist ... Da sagen selbst schon Psychiater: "Irre. Wir behandeln die Falschen!" Wenn man als Kranker nun von seinen Illusionen lässt, tritt also eine Heilung ein. Gut. Da fällt mir ein Zitat von Mark Twain ein: "Trenne dich niemals von deinen Illusionen! Du wirst zwar weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben."
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